Senin, 07 Desember 2015

PDF-Download Freiheit ist keine Metapher: Antisemitismus, Migration, Rassismus, Religionskritik

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Freiheit ist keine Metapher: Antisemitismus, Migration, Rassismus, Religionskritik

Über den Autor und weitere Mitwirkende

Vojin Sasa Vukadinovic studierte Geschichte, Germanistik und Geschlechterforschung in Freiburg und Basel. Er promovierte mit einer mehrbändigen Arbeit zur Geschlechtergeschichte des deutschen Linksterrorismus am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen erscheinen seine Artikel u.a. in Ästhetik und Kommunikation, EMMA, Jungle World, NZZ, Siegessäule und Texte zur Kunst.

Produktinformation

Taschenbuch: 496 Seiten

Verlag: Querverlag; Auflage: 1 (24. September 2018)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 389656269X

ISBN-13: 978-3896562692

Größe und/oder Gewicht:

12,6 x 3,5 x 20,5 cm

Durchschnittliche Kundenbewertung:

4.2 von 5 Sternen

5 Kundenrezensionen

Amazon Bestseller-Rang:

Nr. 164.789 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)

Nun ist der fünfte Band der sogenannten 'Kreischreihe' des Berliner Querverlags erschienen. Die Bezeichnung 'Kreischreihe' geht zurück auf eine Rezension des Sammelbands "Lesben raus!" durch Heinz-Jürgen Voß auf der Plattform socialnet.de. Diese Buchreihe zeichnet sich dadurch aus, dass sie aktuelle Debatten in den Bereichen LGBTI, Feminismus und Aktivismus, auch an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Aktivismus aufgreift. Dabei werden insbesondere Perspektiven stark gemacht, die im Zeitgeist weniger wahrgenommen werden.Der Herausgeber des 5. Bands, die "Courtney Love der Gender Studies" Vojin Sasa Vukadinovic, bringt in seinem Sammelband Befunde zur aktuellen Lage in Wisseschaft und Aktivismus zusammen, in denen es um die Themen Migration, (Anti-)Rassismus, Antisemitismus und Religionskritik geht. Ausgangspunkt ist ein Befund, den er mit einem Zitat der 2017 verstorbenen Autorin und Literaturwissenschaftlerin Silvia Bovenschen beschreibt, dass im Zuge fortschreitender Popularisierung wohl jede Bewegung ihre eigenen Karikaturen hervorbringe. Als ebensolche sieht er aktuellen Aktivismus rund um Feminismus, Antirassismus, LGBTI sowie die sie speisenden wissenschaftlichen Richtungen der Gender Studies, Queer Studies und Postcolonial Studies.Die Kritik hat es in sich:Fragwürdige Theoriegebilde dominieren bestimmte Teile der Geistes- und Sozialwissenschaften; anstatt ernsthafter Analyse von Verhältnissen sozialer Ungleichheit und deren Überwindung dominieren fragwürdige Versatzstücke, deren Ideologie zusammengefasst auf der Ablehnung eines universellen Verständnisses von Menschenrechten, westlicher Demokratie beruhen.Stattdessen wird in Wissenschaft und Aktivismus der Islam als Gegenspieler zum „bösen“ Westen romantisiert und die reale Menschenrechtslage in islamischen Ländern, insbesondere für Atheisten, Juden, LGBTI und Frauen ausgeblendet bzw. sogar geleugnet.Antisemitismus wird durch fragwürdige, als Theorie verkaufte, Ideologieversatzstücke damit gerechtfertigt, dass Juden Weiße seien und ihr Zionismus den Palästinensern Land raube. Damit seien Juden privilegiert und „böse“.Die Auseinandersetzung mit religiösen Fundamentalismus und politischen Extremismus im Islam, der auch in westlichen Staaten ein ernst zu nehmendes Problem darstellt, wird abgeblockt und als rassistisch gebrandmarkt. Allein gelassen werden auch hier Atheisten, Frauen, Juden, LGBTIIm Wissenschaftsbetrieb und in der Lehre wird auf der Basis kruder Konzepte wie Critical Whiteness eher kontrolliert, wer jetzt zu was zu sprechen berechtigt sei, als auf die Inhalte und die Qualität wissenschaftlichen Arbeitens zu achten. Zuviel Betroffenheit, zu wenig Qualität.Insgesamt 40 Beiträge greifen verschiedene Facetten auf, wobei es nicht allen Beiträgen gelingt, ihr jeweiliges Thema plausibel und pointiert darzustellen. Im Großen und Ganzen ist der überwiegende Teil der Essays gut geschrieben und sie entsprechen aus meiner Sicht auch weitgehend dem, wie ich selbst Gender Studies, Queer Studies und Postcolonial Studies sowie den zugehörigen Aktivismus kennen gelernt habe.Einschränkend ist jedoch zu sagen, dass dem Sammelband ein einleitender Text fehlt, der die Problematik sachlich zusammenfasst und die Texte in diesen Zusammenhängen einordnet. Daher würde ich diesen Sammelband eher weniger jemandem empfehlen, der die Debatten in und zu bestimmten Bereichen des Aktivismus und der Wissenschaft noch nicht weiter kennt. Zumindest würde ich vorab die Lektüre einiger Texte von Helen Pluckrose im Online-Magazine Areomagazine empfehlen, die den theoretischen Hintergrund der poststrukturalistischen Theorien nach Foucault, Lacan, Butler, usw. und die Probleme mit ihnenn darstellen. Da sich Pluckroses Texte auf den anglo-amerikanischen Raum beziehen, nimmt die Lektüre nichts vom Sammelband weg, der eher die Situation aus deutschsprachiger Perspektive im Blick hat. Was man sich nach der Lektüre des Sammelbandes allerdings wünscht, ist, dass jemand diesen Augiasstall in Aktivismus und an universitären Lehrstühlen ausmistet, indem so ein haarsträubender Unfug gedeiht.Fazit: Ganz klare Leseempfehlung, wenn man sich für Debatten um soziale Ungleichheit interessiert und mehr über aktuelle Entwicklungen und Fehlgänge wissen will.

Inhaltlich stimme ich den Kernthesen der meisten Beiträge zu. Manche sprechen Problemfelder an, über die ich auch schon nachgedacht habe. Es gibt einige erschöpfende Analysen und Kritiken zu lesen, etwa zum laschen Umgang von Links mit dem Iran, Saudiarabien und dem politischen Islam in Europa, zu wichtigen Einzelaspekten grundlegender Theorien der Postcolonial Studies und der Queer Theory. Unklar bleibt mir, was "Genderfeminismus" sein soll. Die Erlebnisberichte zu einer Szene, die sich irgendwie um diese Studien/Forschungsrichtungen formiert hat oder umgekehrt und die wohl neben Leuten wie Foucault, Sarsour und Butler o.ä. auch mal ein Anstandsbuch lesen sollte, haben mir dabei geholfen, zu verstehen, worum es geht, wobei sie hoffentlich etwas überspitzt waren. Hier punktet das Buch. Manchmal ist mir das aber zu unwirsch formuliert und an einigen Stellen auch zu schwammig abgehandelt worden. Postcolonial Studies und Queer Theory sind ja mehr als ein Steckenpferd irgendwelcher Irrer und sind mit dieser Szene nicht identisch. Auch ist der pathosgeladene Jargon einiger Standpunkttexte nicht nach meinem Geschmack. Sollte dieses Buch aber Anlass dazu geben, wieder miteinander über zentrale Auffassungen und Streitpunkte zu sprechen, wenn auch nicht im Guten, wäre viel erreicht. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass eine solche Debatte ein einziger Shitstorm wird, weil den meisten so oder so der theoretische Horizont und die ehrliche Bereitschaft zum Debattieren vollkommen fehlt, aber alle immer eine Meinung zu allem haben müssen.

Die Selbstbeschreibung des Buches ist die folgende: Die Literaturwissenschaftlerin Silvia Bovenschen hat einmal bemerkt, dass vermutlich jede Bewegung irgendwann ihre eigene Karikatur hervorbringt. Der Genderfeminismus, der Antirassismus und der Queerfeminismus sind ebendies: Karikaturen geschlechter-, migrations- und sexualpolitischer Emanzipationsregungen. Der Sammelband nimmt diesen pessimistischen Befund zum Ausgangspunkt, um über den Verrat an der Mündigkeit nachzudenken, der sich in den letzten zehn Jahren besonders in den vorgenannten Bereichen kenntlich gemacht hat. Am Beispiel von Antisemitismus, Migration, Rassismus und Religionskritik zeigen rund dreißig Beiträge, wie fatal die Konsequenzen einer Haltung sind, die nur noch in Kollektiven zu denken vermag, die dann entweder als Gruppenidentität eingefordert oder aber ressentimentbeladen bekämpft wird; der als politische Organisationsformen nur noch Koalitionen und Verbündete einfallen und die zudem längst vergessen hat, dass Kritik ein Mittel dazu ist, um schlechte Verhältnisse nicht hinzunehmen.Das Ziel des Buches wird auf S. 13 genannt: „Die 38 Beiträge des vorliegenden Sammelbandes, die sich auf sieben thematische Sektionen verteilen, sind als Dokument der Vielfalt des Denkens und als entschiedener Einspruch gegen solche Tendenzen zu verstehen. Die Autorinnen und Autoren vertreten keinen einheitlichen Standpunkt und haben nicht den Anspruch, die vier Begriffe im Untertitel erschöpfend zu behandelt. Vielmehr zeigen sie, dass die beschriebenen Probleme miteinander verwoben sind. (…) Weil davon auszugehen ist, dass sich Genderfeminismus, Antirassismus und Queerfeminismus aus ihren selbstverschuldeten Sackgassen nicht hinausmanövrieren können, ist Freiheit ist keine Metapher als eigenständiger Beitrag zu ebenjener Konfliktlösung zu sehen.“Die gesamten Beiträge einzeln zu analysieren, Gegenpositionen aufzuzeigen und eine abschließende Wertung vorzunehmen, wäre eine Sache von mehreren Jahren.Viele Beiträge enthalten eine sehr subjektive und gleichzeitig zu pessimistische und selbstanklagende Sichtweise. Ob wirklich „Verrat an Mündigkeit“ vorliegt, dazu gibt es verschiedene Sichtweisen und Deutungsmuster, die je nach Standpunkt und Gruppe unterschiedlich sind. Manches wird richtigerweise als Fehlentwicklung bezeichnet und richtige Alternativen aufgezeigt, aber insgesamt ist das Buch viel zu negativ.

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